Europäische Journalisten Föderation

EFJ Focus, September 2015


EDITORIAL by Mogens Blicher Bjerregård, EJF-Präsident

The new issue of the EFJ Focus is now available in GermanEnglish and French.

Online harassment, also (sexuelle) Belästigung im Internet,  gezielte Beschimpfung oder Bedrohung von Journalistinnen –  das waren die Themen die ganz oben auf der Agenda eines Expertentreffens standen, das von  Dunja Mijatović, der OSZE-Beauftragten für Medienfreiheit  (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) am 17. September in Wien organisiert worden war. Fachleute, unter ihnen Medienprofis, Regierungsvertreter und Verantwortliche von Nicht-Regierungsorganisationen sprachen sich aus gegen Praktiken des online harassment und anderer Formen von Gewalt, denen sich Journalistinnen ausgesetzt sehen. Das Treffen wurde auch als Weckruf für die Journalistengemeinschaft insgesamt gesehen, sich endlich diesem Problem zu widmen.

Es war alarmierend, den einzelnen Journalistinnen zuzuhören, die über konkrete Bedrohungssituationen berichteten. Arzu Geybulla, eine aserbeidschanische Journalistin, die in der Türkei arbeitet, erzählte von einem Fall: ein offizieller Vertreter aus ihrem Heimatland Aserbeidschan belästigte sie während des Internationalen Tages der Pressefreiheit in Riga (World Press Freedom Day) in aller Öffentlichkeit, ohne dass dieser Fall thematisiert worden wäre.

Als Journalisten müssen wir für unsere Kolleginnen einstehen und ihren Stimmen Gehör verschaffen. Wir müssen uns alle in der Pflicht sehen, gegen diese Mißbrauchfälle vorzugehen. Die Europäische Journalisten-Föderation (EJF) wird ihren Teil dazu beitragen und ihre Mitglieder regelmäßig dazu auffordern, Belästigungen und bedrohliche Situationen im Redaktionsalltag regelmäßig zu beobachten und darüber zu berichten. Außerdem müssen wir ein Vorgehen entwickeln, wie die Opfer solcher Übergriffe dies angstfrei melden können. Dabei dürfen wir auch freie Journalisten und Journalistinnen nicht vergessen, die unsere Unterstützung genauso brauchen.

Diese Übergriffe und Schikanen – ob on- oder offline – müssen in fairer und konsequenter Weise behandelt werden. Die Übeltäter müssen die rechtlichen Konsequenzen im vollen Umfang spüren, vor allem, um künftige Fälle schon im Ansatz zu vermeiden. Einer der Teilnehmer brachte es auf den Punkt: “Belästigung und Übergriffe die online geschehen, sind kein Internetproblem; sie repräsentieren vielmehr ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das es umfassend zu bekämpfen gilt.”

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